Europa

Vergangene Zeiten: Als der britische Premier Tony Blair Präsident Putin in den Westen holen wollte

Der frühere britische Premierminister Tony Blair soll vor über 20 Jahren vorgeschlagen haben, Präsident Putin als gleichberechtigten Partner in den Kreis der westlichen Staatschefs aufzunehmen. Ob mehr als eine bloße Charme-Offensive dahintersteckte? Jedenfalls wurde der Vorschlag alsbald abgeblockt.
Vergangene Zeiten: Als der britische Premier Tony Blair Präsident Putin in den Westen holen wollteQuelle: AFP © AFP PHOTO/EPA/ITAR-TASS POOL

Nach britischen Medienberichten von Ende Dezember 2022 soll der ehemalige britische Premierminister Tony Blair den frisch ins Amt gekommenen russischen Präsidenten Wladimir Putin als "Patrioten" bezeichnet haben – und wollte ihm einen Platz am "höchsten Tisch" der Nationen einräumen.

So soll Blair der Ansicht gewesen sein, dass der russische Präsident ermutigt werden sollte, westliche Werte zu übernehmen. Blair habe sich dafür eingesetzt, Putin "einen Platz am Tisch der Nationen" zu geben, nachdem er im März 2000 gewählt worden war. Diese Vorschläge gingen aus Dokumenten hervor, die am vergangenen Freitag vom britischen Nationalarchiv laut Presseberichten veröffentlicht wurden.

Den Berichten zufolge beschrieb Blair bei einem Treffen mit dem damaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney im Jahr 2001 den Kreml-Chef als "russischen Patrioten, der sich bewusst ist, dass Russland seinen Respekt in der Welt verloren hat", und verglich dessen Denkweise mit der eines "russischen de Gaulle". Vor weiteren Vergleichen mit dem französischen Staatschef habe er jedoch gewarnt.

Der Labour-Politiker habe eingeräumt, dass Putin "in den USA wenig Zustimmung findet", und Cheney erklärt, dass er es für das Beste halte, "Putin zu ermutigen, sich westliche Einstellungen und das westliche Wirtschaftsmodell zu eigen zu machen".

Dagegen war Blairs Kabinett weniger von diesem Politikansatz überzeugt, wie aus einem in den Archiven enthaltenen Briefing-Vermerk hervorgeht, in dem beklagt wird, dass "die russischen nachrichtendienstlichen Bemühungen gegen britische Ziele" weiterhin "auf dem Niveau des Kalten Krieges" seien.

Obwohl er (Putin) Blair versichert habe, dass er nicht als "Anti-NATO" eingestuft werden wolle, versuche Putin dennoch, "aktive und feindlich gesinnte Offiziere zu entsenden, die weltweit gegen britische Interessen arbeiten", soll der Autor des Vermerks festgehalten haben. 

Wie sein Vorgänger Boris Jelzin hatte Putin Interesse an einem NATO-Beitritt geäußert und angeblich sogar den Generalsekretär der NATO direkt gefragt, wann im Jahr 2000 sie "uns zum NATO-Beitritt einladen" würden. Unter Jelzin hatten jahrelang Gespräche über einen möglichen NATO-Beitritt Russlands stattgefunden, und Putin selbst erklärte kurz vor seinem Wahlsieg im Jahr 2000, dass es "mir schwerfalle, mir die NATO als Feind vorzustellen".

Doch während Beamte in einigen NATO-Staaten die Idee einer Mitgliedschaft Russlands begrüßten, lehnten viele andere sie ab. Die Osterweiterung des Blocks in den frühen 2000er Jahren sowie vom Westen unterstützte Aufstände und Regimewechsel in ehemaligen sowjetischen Gebieten überzeugten Putin schließlich davon, dass eine Partnerschaft nicht infrage kam.

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