Gesellschaft

Automarkt in Deutschland: schwarz, schwärzer, rabenschwarz

Über Jahrzehnte hinweg lassen sich die konjunkturellen Entwicklungen in Deutschland anhand der Zahl neu zugelassener Fahrzeuge nachvollziehen. Wenn man die Zahlen aus dem letzten Monat betrachtet, ist der Absturz seit 2019 gravierend.
Automarkt in Deutschland: schwarz, schwärzer, rabenschwarz© FrankHoermann/SVEN SIMON via www

Gerade erst schlug das Thema bei der Tagesschau auf: Die Neuzulassungszahlen der PKW sind miserabel. Sie sind meist ein gutes Konjunkturbarometer; wenn sie sinken, sinken auch andere Wirtschaftsindikatoren.

Im März, so vermeldete das Kraftfahrt-Bundesamt, seien um 17,5 Prozent weniger Fahrzeuge zugelassen worden als im März des Vorjahres. Der März ist im Jahresverlauf meist der stärkste Monat. Im Januar und Februar seien die Werte des Vorjahres noch übertroffen worden.

Allerdings war bereits das Jahr 2021 mit Abstand eines der schlechtesten Jahre seit langem. Die Gesamtzahl der Neuzulassungen belief sich auf 2,62 Millionen PKW. Im Jahr 2019 waren es noch 3,61 Millionen gewesen, 2020 noch 2,92 Millionen. Zuvor pendelte die Zahl lange mehr oder weniger stark um die drei Millionen jährlich. Ausreißer war das Jahr 2009, in dem die als "Abwrackprämie" bekannte Konjunkturhilfe nach Ausbruch der Bankenkrise den Absatz vorübergehend in die Höhe trieb.

Wenn man allerdings wissen will, wie sich die Menge der augenblicklich in Deutschland verkauften Autos zu den Produktionskapazitäten verhält, muss man sich auf das Jahr 2019 beziehen. Und auch wenn 17,5 Prozent schon nach einem massiven Einbruch klingen, ist dort das Ergebnis noch düsterer. Sollten die Zulassungszahlen für das Gesamtjahr die Entwicklung im März fortsetzen, reden wir von einer Jahreszulassung, die um ganze 40 Prozent unter der des Jahres 2019 liegt.

Natürlich verteilen sich die Verluste nicht regelmäßig; der Einbruch bei Geschäftswagen ist höher als der bei Privatfahrzeugen, und während Opel und VW jeweils im letzten Monat um über 30 Prozent weniger Zulassungen haben, stiegen die Zahlen für Personenfahrzeuge aus zwei Herstellungsländern: den USA und Rumänien. Die Marke Dacia profitiert also von der augenblicklichen Entwicklung. Aber ganz klar ist, dass ein Einbruch dieser Höhe beim Neuwagenverkauf Folgen für die Beschäftigung haben muss.

Seit Beginn des Jahrtausends sind übrigens mehr Personenfahrzeuge gewerblich als privat zugelassen, inzwischen machen sie fast zwei Drittel der Gesamtmenge aus. Üblicherweise sind die Umsätze bei Geschäftswagen stabiler als die bei Privatfahrzeugen, weil viele Firmen Leasingverträge haben und daher in einem regelmäßigen Zyklus ihren Fuhrpark erneuern. Wenn die Nachfrage in diesem Bereich einbricht, liegt das entweder an der durch die Propagierung von E-Autos ausgelösten Unsicherheit oder daran, dass die Firmen selbst in diesem Bereich einsparen müssen. Dies wäre wieder ein Indiz dafür, dass es ökonomisch insgesamt Probleme gibt. Das würde allerdings bedeuten, dass die Zahlen bei den Privatfahrzeugen mit einer gewissen Verzögerung nachziehen, wenn die Folgen dieser Probleme bei den privaten Fahrzeughaltern angekommen sind. Es spricht also alles für einen weiteren Rückgang.

Ein weiterer Faktor sind Lieferprobleme. Die können dazu führen, dass manche zwar ein Auto kaufen wollen, es aber nicht finden. Wenn man auf der Webseite von Apl.de, einem Anbieter für vergünstigte Neuwagen, das Angebot durchsieht, stellt man fest, dass teilweise bei ganzen Marken enorme Lücken prangen; bei Ford beispielsweise ist "zur Zeit nicht bestellbar" die Regelantwort. Das sind aber noch die Probleme, die durch fehlende Bauteile entstanden sind. In naher Zukunft werden, dank der Sanktionen gegen Russland, Stahl und Stahlzusätze wie Nickel und Chrom problematisch werden. Ganz zu schweigen davon, dass die Preiserhöhungen bei Lebensmitteln und Energie zu Budgetverschiebungen bei den Kunden führen werden, die dann die privaten Zulassungen ebenfalls einbrechen lassen.

Diese Entwicklung betrifft übrigens nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa, und bereits jetzt ist der Rückgang stärker als in Folge der Finanzmarktkrise 2008, die immerhin für einige Zeit den globalen Handel fast völlig zum Stillstand brachte. Die Hoffnung, die deutsche Wirtschaftslokomotive Fahrzeugbau durch Exporte anzukurbeln, braucht man also nicht zu hegen.

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